Vor mehr als drei Jahren fragte mich mein Geocaching Freund HarryBarry, ob ich ihm helfen könne den Zugspitze-Timberline Cache am Höllentalklettersteig zu suchen.
Natürlich wusste ich, dass Harry praktisch keine Bergerfahrung besaß aber dafür ein ambitionierter und sehr erfahrener T5 Cacher und Baumkletterer ist. Im Umgang mit Seil und Klettergeraffel sehr erfahren, sicherheitsbewusst und fit. Trotzdem er nicht mehr so ganz jung ist.
Also überlegte ich nur kurz und versprach ihm in die Hand, dass wir die Sache angehen und packen würden.
Im letzten Jahr sollte es dann soweit sein. Zusammen mit Tina reiste ich aus den Berchtesgadener Alpen (nach meiner Watzmann Überschreitung und einigen anderen netten Touren) ins Wettersteingebirge um uns dort mit Harry zu treffen.
Leider verspracch der Wetterbereicht nichts gute sondern kündigte für die nächsten zwei Tage Gewitter ab dem frühen Nachmittag an. Mit einem Anfänger auf eine so lange Tour (noch dazu wo der Aufstieg durch die geschlossene Höllentalangerhütte deutlich länger und anstrengender wurde) zu gehen wäre schlichtweg sträflicher Leichtsinn und Dummheit gewesen. Also gaben wir Harry die Gelegenheit sich an der Alpspitzferrata zu bewähren und brachten ihm dort alles nötige bei was man braucht um sicher auf Klettersteigen unterwegs zu sein. Und er machte seine Sache richtig gut!
Nachdem nun ein großes Unwetter durchgezogen war (die Bahnstrecke nach Ehrwald wurde komplett lahmgelegt) und eine Wetterbesserung in Sicht war, entschieden wir uns dazu das ganze von Norden anzugehen. Über den Stöpselzieher, von Ehrwald aus.
Das wurde dann auch eine großartige Tour und wir drei erreichten zusammen den Gipfel der Zugspitze.
Auch dieses mal machte Harry wieder eine gute Figur und ich lud ihn spontan ein mit mir im September den Mindelheimer Klettersteig in den Allgäuer Alpen zu begehen.
Und spätestens nachdem er auch diese Tour bravourös gemeistert hatte, war ich mir sicher, dass er auch den Höllentalklettersteig schaffen würde.
Einzig die Tatsache, dass Harry noch nie auf Steigeisen gestanden hatte und dies für die sichere Überquerung des Höllentalferners aber nötig ist, machte mir etwas Sorgen. Also musste Harry mit dicken Botten und Steigeisen an diesen einen Hang im Kreuzberger Viktoriapark auf und ab stapfen, um zumindest ein Gefühl für das Gehen auf Steigeisen zu bekommen. Bei 31° im Schatten und inmitten der Spaziergänger war das nicht ganz so lustig für ihn aber dafür umso mehr für mich 😉 .
Und dann ging es auf die Reise nach Garmisch Partenkirchen. Nach der langen Autofahrt der Aufstieg, durch die wilde Höllentalklamm, zur neu gebauten Reintalangerhütte. Diese überraschte mich/uns mehr als positiv. Ein wirklich gelungenes bauliches Konzept und eine Hütte die Gemütlichkeit ausstrahlt und gastlich ist. Ebenso gastlich zeigt sich auch die Bewirtung und ich kann nur höchstes Lob für das Team aussprechen.
Der nächste Tag begann dann auch mit strahlend blauem Himmel und besten Aussichten auf eine tolle Tour. Zwar waren ausser uns auch etliche weitere Gipfelaspiranten auf der Hütte aber es war nicht überfüllt und im Verlauf des Tages gab es nirgends Staus oder längere Wartezeiten.
Leiter und Brett waren schnell überwunden und dann ging es nach einigen felsigen Passagen auf und über den grünen Buckel. Dort lag auch der Geocache, welchen wir schnell fanden. Die tote Gams, welche zum Himmel stineken sollte, von der in den letzten Cache Logs die Rede war, schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Flugs geloggt und weiter gen Gletscher. Bei der Querung der Schottermoräne vor dem Gletscher machten sich etwas oberhalb laufende Gemsen einen Spaß daraus teils sehr große Steine auf dei Bergsteiger herab zu lassen und man musste schon ordentlich aufpassen. So hatte ich das bisher auch noch nicht erlebt.
Der Gletscher zeigte sich weitestgehend mit blankeis und nur im oberen Teil mit einer harschigen Sulzdecke (besser kann ich es nicht beschreiben) bedeckt. Kein Problem da wir sowohl Steigeisen als auch Seil mithatten. An den steileren Stellen sicherte ich Harry mittels fligender Sicherung (Eisschrauben mit TiBloc) was uns ebenso viel Lob wie Spott eintrug. Ja. Sicher(heit) übertrieben? Aber lieber so, als das mir mein Kletterpartner abhanden kommt. Allein in diesem Jahr hat es am Höllentalferner wieder einige (auch tödliche) Unfälle gegeben. Ein Kletterer, welcher keine Steigeisen bzw. Grödel dabei hatte, machte am Gletscherrand kehrt und stieg wieder ab. Für mich ein höchst respektable und richtige Entscheidung. Obwohl es unverständlich ist, dass er keine Steigeisen dabei hatte. Steht doch in so ziemlich jeder Tourenbeschreibung, dass diese vor allem im Spätsommer absolut notwendig bzw. empfehlenswert sind.
Die gefürchtete Randkluft zeigte sich uns gnädig und war absolut kein Problem da eine Schneebrücke nis an die Wand heran reichte und man direkt in die Seile einsteigen konnte.
Nach einigen kräftigen Zügen an den herabhängenden Drahtseilen waren wir schnell im eigentlichen Klettersteig zum Gipfel. Der erwies sich in der Tat als absoluter Plaisier Klettersteig. Fester Fels, tolle Passagen und Ausblicke und ausgezeichnet gewartete Sicherungen machten aus den letzten ca. 600 Höhenmetern ein Vergnügen welches lediglich dadurch getrübt wurde, dass es unheimlich heiss war und zumindest bei mir, wie üblich, der Schweiß in Strömen floss.
Am Gipfel waren wir überrascht, trotz des Kaiserwetters recht wenig Leute am Gipfelkreuz zu treffen. Das mitunter barbarische Gerangel und Geschubse um die besten Plätze und die Leiter war diesmal harmlos. Für Harry gab es noch eine tolle Gipfel Jause mit Rotwein, Käse, Wurzen und Brot. Kleine Überraschung von mir.
Nach einer gehörigen Rast auf dem Münchener Haus machten wir uns an den Abstieg zur Knorrhütte auf 2052 m. Der Abstieg zum Zugspitzplatt ist alles andere als ein Genusswanderweg. Und die ganze Gegend erinnert doch sehr stark an eine Mondlandschaft. Die 1000 Höhenmeter Abstieg zur Hütte bewältigten wir flott und voller Vorfreude auf das eine oder andere Weissbier und gutes Essen. Und diese sollte auch nicht enttäuscht werden.
Die Knorrhütte ist eine der immer weniger werdenden gemütlichen Hütten und hat auch eine sehr nette und gastfreundliche Bewirtung. Der Hüttenabend war lustig und unterhaltsam und so ging es am nächsten Tag mit bester Laune auf den Weg ins Reintal.
Vorbei an der Reintalangerhütte (nicht ohne ausgiebeige Rast) ging es entlang der Partnach bis zur Bockhütte wo wir auf den Bernadeinsteig abbogen. Dieser geht erst mal recht steil am Hang hinauf aber dann in sanften Schwüngen und schöner Wegführung durch Wald hinüber zum Kreuzeck. Wenig Leute, viel Landschaft und schönes Gehen sorgten für gute Laune und einen schönen Tag.
Das Kreuzeckhaus ist halt wie es ist… Eher Gastronomischer Großbetrieb als gemütliche AV Hütte. Aber diesmal war es doch etwas besser als im letzten Jahr und auch hier wurde die Tour nochmal gebührend ausgeläutet. Aber knapp 900 m Abstieg waren am Freitag noch nach Hammersbach zu schaffen. Das angekündigte shlechte Wetter verschonte uns jedoch so das wir trocken am Auto ankamen.
Alles in allem eine tolle Zeit mit schönen Erelbnissen und für Harry ein erfolgreicher Abschluß seiner kurzen Bergsteiger Karriere.