Ahlimbsmühle – Strausberg (Nord), 13. Juni, 122 km
Ich hab’s geschafft! Heute um 17:33 Uhr traf ich endlich in Strausberg ein. Der Kreis schließt sich.
Ich hatte mal wieder den richtigen Riecher!
Es hat geregnet, es hat verdammt viel geregnet! Und es war nicht wirklich schön, aber ich habe es doch geschafft, mich an meine geplanten 12 Etappen zu halten 🙂 .
Der eine oder andere wird sich schon gewundert haben. „Warum macht der plötzlich doch so lange Tagesetappen? Hat der etwa vor eher am Ziel zu sein?“
Richtig. Genau das war mein Gedanke, aber da ich mir meiner selbst nicht so sicher war, wollte ich erst mal Tatsachen schaffen, bevor ich darüber rede.
Gut geschlafen und gut gefrühstückt, konnte es dann, bei strömendem Regen, auf die Piste gehen. Wie auch schon in den letzten Tagen ging es auf sehr gute Asphaltwege und –straßen. Nach einigen Stunden hat jedoch meine Gore-Jacke dem Dauerregen nichts mehr entgegenzusetzen und ich war durch und durch nass. Durchhalten! Die Parole des Tages. Die gerade mal 12 Grad Lufttemperatur trugen auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei. Etwas später als die Jacke, haben dann auch die Schuhe kapituliert und so hatte ich dann ein Dauerfußbad. Was soll’s? Muss ich durch. Habe es ja so gewollt. Abgesehen davon hatte ich während der Tour ja nun wirklich reichlich Glück mit dem Wetter. Aufgrund des ziemlich miesen Wetters heute, habe ich sehr wenig fotografiert und mich ebenso wenig umgesehen L .
Von Joachimsthal bis an die Oder war ich heute wieder mal auf bekannten Pfaden unterwegs. Ursprünglich hatte ich ja eine Übernachtung auf dem Zeltplatz Triangeltour (www.triangeltour.de) bei Stecherschleuse (Niederfinow) geplant. Den Platz kenne ich schon von anderen Touren und er ist einer meiner Lieblingscampingplätze. Nachdem ich hier eintraf, hatte ich bereits ein Drittel der Distanz bis Strausberg hinter mir. Da gab es keinen Zweifel mehr. Ich würde die Sache durchziehen. Nur kurz zuvor führte der Weg durch Chorin, allerdings um einiges abseits des bekannten Klosters. Ich habe das Kloster Chorin schon mehrfach besucht, daher diesmal kein Abstecher sondern immer „straight forward“. Lediglich ein Bild des Schiffshebewerks Niederfinow habe ich mir gegönnt. Schon einige Male habe ich mich hier mit dem Paddelboot „liften“ lassen. Immer wieder ein Erlebnis. Im Bikeline-Führer ist zwar vermerkt, dass man ab hier auf stark befahrener Straße fährt (und das ist nicht übertrieben), aber die langanhaltende und recht ordentliche Steigung vor Liepe bis kurz vor Oderberg wird mal eben verschwiegen. Die hat es durchaus in sich. Ab Liepe war auch schon immer wieder eine Sperrung der Straße nach Oderberg, wegen Bauarbeiten, ausgeschildert. Da jedoch einige Hinweisschilder anzeigten, dass die Straße bis zu einer Pension am Ortseingang von Oderberg frei wäre, hoffte ich das Beste und fuhr drauf los. In Oderberg dann tatsächlich die Baustelle. Allerdings nur knappe 100 m lang und ich konnte direkt einfahren. Frech wie Fritze mogelte ich mich an LKW und Baumaschine vorbei und stahl mich durch den Bauzaun. Schwein gehabt. Keiner hat gemeckert und ich habe nen riesigen Umweg gespart. Als nächstes erreiche ich die Oder bei Alte Schleuse und habe die Hälfte der Strecke hinter mir. Es regnet immer noch. Laut Wetterbericht sollte es ja aufklaren und deutlich besser werden. Davon ist im Moment aber nichts zu sehen.
Ein Stück fahre ich auf dem Oder-Neiße-Radweg. Ab Neuglietzen geht es wieder „Landeinwärts“. Der Abschnitt zwischen Altglietzen und Schiffmühle ist mit einem nagelneuen Pflaster versehen (im Bikeline Führer als „nicht asphaltiert vermerkt“) und lässt sich somit bestens befahren. Von Bad Freienwalde bekomme ich gar nicht so viel mit, da die Route außen herum führt. Inzwischen habe ich ca. 70 km hinter mir und ordentlichen Hunger. So richtig ist aber nix zu finden. Da ich keine Lust habe mich bei Obi an den Imbiss zu stellen, fahre ich weiter. Geduld, Geduld! Nun geht es wieder auf perfekt asphaltierten Wegen durch die Landschaft. Endlich. Ab ungefähr zwei Uhr fängt es an aufzuheitern und tatsächlich lässt sich hin und wieder die Sonne blicken. Allerdings frischt auch der Wind auf und fährt mir ordentlich durch die nassen Klamotten. Nicht so schön, aber irgendwas hat man ja immer zu meckern. Die Rettung! In Rathsdorf entdecke ich doch noch eine Einkehrmöglichkeit. Und was für eine! „Breiers Kräutergarten und Hofcafe“ Der klangvolle Name verspricht einiges und hält noch mehr. Ich bin völlig hin und weg. Die Gaststube ist gemütlich wie in Muttern’s guter Stube (nur sehr gediegen) eingerichtet. Und das Essen…. Ein Gedicht! Wenn man sein Mal auf so liebevolle Weise gereicht bekommt (siehe Foto), dann ist das eine echte Wohltat. Gestärkt, aber immer noch feucht und jetzt ein wenig ausgekühlt, steige ich wieder aufs Rad. Mit dem frischen Wind und den nassen Plünnen dauert es ziemlich lange bis ich wieder etwas wärmer werde. Wriezen, Möglin und einige andere Orte durchfahre ich. Inzwischen bin ich nur noch darauf fixiert anzukommen. Es wird Zeit!
Zwischen Reichenow und Kähnsdorf ist ja im Bikeline-Führer ein nichtasphaltierter Weg verzeichnet. Dies stimmt aber nicht (mehr). Bestens ausgebaute Fahrstraße, macht so richtig Laune. Weniger Laune macht jedoch, der heftige Anstieg. Bei Oderberg war ich noch auf ca. 0 m. Jetzt schraube ich mich auf inzwischen über 115 m hoch. Tolles Finale!
Kurz vor Kähnsdorf schlug ich die, für mich, letzte Seite im Bikeline-Führer auf. Bald darauf war ich endlich am Ziel. Auch wenn Petrus mir kurz vor dem Ende noch einen heftigen Regenguss spendierte. Meine gerade erst halbwegs getrockneten Plünnen wurden so wieder nass, aber er hat mir zur Belohnung und als „Wink des Himmels“ noch einen Regenbogen geschickt. Direkt vor dem Ziel. Na, wenn das kein tolles Finale ist …
Im Übrigen habe ich, nach ersten Messungen, ca. 5,6 kg bei dem Unternehmen eingebüßt. Ich kann es verschmerzen. Schließlich hatte viel zu viele von diesen Kilos mit auf die Tour genommen.
Das mit den über 5 Kilo war ein wenig optimistisch. Ich bin direkt nachdem ich zu Hause war auf die Waage gestiegen, dank Flüssigkeitsverlustes im Laufe des Tages war ich um einiges leichter als normal. Nach reichlich Trinken und gutem Essen komme ich heute Morgen auf immerhin noch 4,1 kg Gewichtsverlust. Das ist ja auch nicht gerade wenig.
Fazit:
Es waren zwei unvergessliche Wochen mit unglaublich tollen Erlebnissen und Begegnungen. Das Land Brandenburg ist und bleibt für mich ein äußerst attraktives Reise- und Urlaubsziel.
Der Wechsel von Landschaften, Baustilen und vor allem Charakteren und Eigenarten der Menschen sind ein echtes Erlebnis.
Um die Frage zu beantworten: „Ist das denn nicht langweilig so allein zu reisen? Fühlst du dich nicht einsam?“.
Nur als Symbol und um Einiges zu verdeutlichen. Ich habe zwei Bücher mitgenommen, um etwas zum Lesen zu haben. Eines der beiden habe ich unangetastet bei meinen Eltern gelassen. Das zweite hatte ich schon zu Hause angefangen zu lesen und mitgenommen, da es mich brennend interessierte. Ich habe während der Zeit insgesamt nicht mal 20 Seiten gelesen! So viele Menschen, die ich traf und mit denen ich in Kontakt kam. So viele Erlebnisse und natürlich auch das Schreiben der Berichte ließen mir nur wenig Zeit für Müßiggang. Oft habe ich meine Berichte erst spät in der Nacht geschrieben, da ich mit interessanten Menschen beim Gespräch zusammen saß.
Gerade wenn man allein unterwegs ist, ist man offener für andere Menschen und diese sind eher bereit sich zu öffnen.
Tour Brandenburg.
Für mich eine unvergessliche Zeit.
Vielen Dank an alle die sich meine Berichte „angetan“ haben und mir geschrieben haben.
Aber vor allem einen riesengroßen Dank an meine beiden „Ghostwriter“ Ulrike und André, die meine unzähligen Schreibfehler weitgehend korrigiert haben (und das war mit Sicherheit echt harte Arbeit).
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