Den heutigen Tag begannen wir mit einem selfmade Frühstück: Cornflakes mit Joghurt für Kerstin, Brötchen mit Marmelade für Piet. Wir haben schon besser und reichhaltiger gespiesen, aber beim polnischen Discounter für nur eine kleine Mahlzeit einzukaufen, ist schwierig.
Beim Blick aus dem Fenster fiel auf, dass es regnete wie aus Kübeln. Da wir dem Vermieter gesagt hatten, wir würden gegen 10 Uhr aus dem Appartement verschwunden sein und auch, da wir für den heutigen Tag eine etwas längere Strecke vor uns hatten, machten wir uns trotz Regen recht früh startklar. Die Wetter-App versprach auch keine Besserung, drohte uns eher noch mit Gewitter zur Mittagszeit… Wir rüsteten also unsere Biker-Klamotten mit Regenmembran aus und verließen kurz vor 10 Uhr das Städtchen Ratibor. Ich, Kerstin, kann für mich nur sagen, dass ich um die zusätzliche Membran sehr glücklich war, da sie auch etwas mehr wärmt, als wenn man nur die eine Schicht Jacke über dem T-Shirt trägt. Zirka 2 Stunden fuhren wir im kühlen Regen auf Land- und Bundesstraßen, für Piet Schwerstarbeit, da hohe Konzentration erforderlich war. Die Polen sind ein ganz ungeduldiges Völkchen, das auf schmalen Straßen gerne auch mal da überholt, wo es für ALLE gefährlich wird. Am Hügel, vor einer Kurve…
Zur Mittagszeit sahen wir auf der Strecke weithin ein MacDoof-Schild leuchten und so machten wir Pause auf einem Gewerbehof. Glücklicherweise lag neben dem Schnellrestaurant auch ein kleines, einfaches Bistro, in das wir dann gingen, um uns bei Kaffee und Tee etwas aufzuwärmen. Hungrig waren wir noch nicht und so beobachteten wir beim langsamen Warm- und Trockenwerden die polnischen Gäste, die hier zu Mittag aßen. In der kleinen Küche des Bistros wurden unentwegt Pirogies gebastelt, es gab auch Suppe (Muschelnudelsuppe mit Champignons…?) und andere kleine Speisen. Dem Andrang nach zu urteilen, muss das Essen dort gut gewesen sein – fast schon waren wir enttäuscht, nicht hungrig gewesen zu sein.
Der Regen hatte in der Zwischenzeit glücklicherweise aufgehört und so fuhren wir weiter. An einem Palast (Sommerresidenz von…?) machten wir kurz Pause und stiegen für eine bessere Aussicht, und um uns mal die Füße zu vertreten, eine kleine Anhöhe hinauf. Scheen wars! Wir fuhren weiter und weiter und weiter und als dann doch die Bäuche knurrten, hielten wir an einem Restaurant an, das an der Strecke lag. Es fing auch gerade wieder an zu regnen, man hörte sogar einmal einen Bumms in den Wolken. Dabei ist doch Juni und nicht April…
Zu unserer Überraschung wurde das kleine, aber feine, Restaurant von einem polnischen Italiener betrieben, die Karte war sogar viersprachig angelegt. Ein Novum! Italienischer Titel, darunter die polnische Beschreibung, dann eine englische und eine deutsche. Super! Ich bestellte mir Pirogie Ruskie (mit Kartoffeln und Quark gefüllte Nudeltaschen mit in Butter goldgelb gebratenen Zwiebeln) und Piet orderte Bigosz mit kleinen Kartöffelchen. Wir waren beide sehr begeistert vom Essen und später auch erstaunt, dass uns beide Speisen inkl. einem Bier und einem halben Liter Cola (ich wollte eigentlich ein kleines Glas…) nur 9 Euro gekostet haben. Piet unterhielt sich noch kurz mit dem Chef auf Italienisch-Englisch, lustig, lustig. Nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen hatten, schwangen wir uns erneut aufs Kraftrad und legten bei herrlichem Sonnenschein die restlichen Kilometer zu unserer heutigen Unterkunft hin. Letzteres werde ich nicht näher beschreiben, doch die letzte kurze Fahrt führte uns auf einer schmalen Talstraße entlang eines kleinen Bachlaufs durch lauter kleine Bauerndörfer. Idyllisch an einem schönen Sommersonnentag, den Rest des Jahres sag ich nur: Fuchs und Hase…!
Am Spätnachmittag fuhren wir noch einmal kurz zu einer Tankstelle, Motorrad auffüllen und Kleinigkeiten zum Abend-Imbiss besorgen und kamen an einem Stausee vorbei. Piet fuhr noch einen Umweg zur Staumauer, auf der wir kurz Halt machten.
Nun sind wir zurück in der Unterkunft, dessen Eigenheiten nicht genannt werden wollen und ich sag nur: Fuchs und Hase – gute Nacht!
sdr