Lenzen (Elbe) – Glambecksee bei Sewekow, 11. Juni, 111 km
Die Nacht war ganz schön kalt. Der dünne Schlafsack konnte das nicht abhalten. Mit der Gore Tex Jacke, als Überdecke, ging es dann und mir wurde doch noch etwas wärmer.
Der Wind wehte immer noch heftig und in Böen. Noch sah der Himmel erstaunlich gut aus. Bevor ich mich auf die Reise mache, stelle ich nochmal meinen Gynäkologensattel richtig ein.
Gestern hatte ich schon befürchtet, mir ein neues Problem angeschafft zu haben, aber mit der richtigen Einstellung sitze ich jetzt sehr gut. Die wunden Stellen sind alle entlastet. Zwar drückt es jetzt woanders, aber das ist nicht ansatzweise so schlimm.
Schon auf den ersten Kilometern merke ich, dass der Wind, der mich gestern aufgrund meines schlechten CW-Wertes behinderte, mir heute sogar zeitweise hilft.
Nicht nur deswegen, sondern auch wegen der auf der gesamten Etappe fast durchgehend sehr guten Asphalt- und Betonstrassen, komme ich zügig voran.
Perleberg, als erste der drei Städte an der heutigen Strecke, ist schnell erreicht.
Allerdings hat schon auf dem Weg hierher das GPSMap60CX angefangen zu spinnen, da es immer wieder ausgeht (schon gestern trat das Problem kurz vor Ende der Etappe mehrmals auf). Da ich befürchte, dass es an den Batterien des großen A-Markendiscounters liegt, stürme ich den erst besten Supermarkt und besorge mir andere .
Zunächst bringt das auch nichts, aber irgendwann entschließt sich das Gerät, doch wieder zu funktionieren. In solchen Momenten bin ich froh, zwei Geräte am Laufen zu haben. Später kann ich so zu Hause die Lücken mit den Daten des Colorado füllen. Schließlich möchte ich die TourBB möglichst komplett dokumentieren.
Ich drehe eine kleine Runde in Perleberg und entdecke den Marktplatz mit Rathaus und Roland. Am besten finde ich jedoch den Fahrradladen. Hier kann ich die Misere mit den feuchten Händen beenden, indem ich ein Paar preiswerte und bequeme Radlhandschuhe erstehe. Im allgemeinen ist heute auf den Landstraßen, die ich befahre, sehr wenig Verkehr. Dafür umso mehr am Himmel. Der Wind schiebt Unmengen an Wolken hin und her und es braut sich ganz bedrohlich was zusammen. Überhaupt fällt mir auf, dass ich keinen einzigen Radwanderer mehr sehe, seit ich den Elberadweg hinter mir gelassen habe.
Als ich in Pritzwalk einfahre, meldet sich mein Magen. Ich habe jetzt schon 67 km hinter mir und es wird Zeit für eine Mittagspause. Inzwischen hat sich der Himmel wieder fast blau gefärbt (verrücktes Wetter). Nur kurz hinter Pritzwalk liegt ein einladendes Hotel mit Terrasse. Hier mache ich es mir bei Sonnenschein gemütlich. Kaum steht die Soljanka auf dem Tisch, braut sich wieder was zusammen und es fängt an heftig zu regnen. Da Sonnenschirme auch gegen Regen gut sein können, stört mich das (noch) nicht. Ewig kann ich jedoch nicht hier bleiben. Also fahre ich im Regen weiter. Der ist jetzt von solcher Intensität, dass es zum trocken bleiben zu viel, aber für die unangenehmen Regensachen zu wenig ist. Die Temperatur ist mittlerweile von 21 auf 16 Grad gefallen. Schafskälte. Schon vor Heiligengrabe zieht es wieder auf und ich kann bei Sonnenschein durch den Garten des Kloster Stifts flanieren.
Auf den letzten fünf Kilometern vor Wittstock muss ich dann auf der überfüllten B189 fahren. Eigentlich sollte der Radweg Ende 2007 fertig sein. Man werkelt immer noch daran. Es sieht aber danach aus, als ob er bald fertig gestellt wird. Pech gehabt.
Irgendwann ist auch dies vorbei und ich radle durch den Stadtpark von Wittstock an der Stadtmauer entlang. Ich halte mich aber nicht lange auf, da inzwischen der Campingplatz zieht.
Berlinchen ist recht bald erreicht. Ich suche einen Hinweis auf das Camping. Ein kleines Schild gibt 2,5 km an und zeigt in Richtung einer Kreuzung mit drei Wegen. Wünsch dir was. Oder wie jetzt?
Endlich kommt ein älterer Herr angeradelt und erklärt mir, dies sei ein kleines Naturcamping vom Segelflugplatz. Der richtige ist am Glambecksee bei Sewekow. Wieder weiter. 🙁
Auf halber Strecke nach Sewekow kommt endlich das ersehnte Hinweisschild. Nur 3 km nach links. Nix wie hin. Auf dem Platz werde ich ausgesprochen freundlich empfangen und richte mich gleich erst mal häuslich ein. Inzwischen ist das Wetter völlig konfus und bei heftigen Windböen wechseln sich Sonne und Regenschauer ständig ab.
Nur noch drei je ca. 80 km Etappen!
Dann habe ich es geschafft :))
Sehr interessanter Aktikel. Der Radweg an der B189 ist jetzt fertig und damit nicht alle Radfahrer zum Campigplatz irren müssen, bieten wir ab 2009 in Liebenthal, kurz hinter Heiligengrabe auf unserem grünen Bauerhof die Campingmöglichkeit für Radler zu Campingplatzpreisen und wer dann doch ein Bett möchte, kann eins in Liebenthal oder in Wittstock bekommen.
Wir wünschen weiterhin allen Radlern tolles Wetter und schaut euch die Prignitz an, denn die ist toll. Also bis bald.Das Team vom Historischen Ferienhaus